Historie nach 1945
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Schützenwesen ein weiteres Mal belebt. Am 11.03.1955 trafen sich Munderkinger Bürger im Gasthaus "Sonne", um erneut eine Schützengilde zu gründen. Gründungsmitglieder waren Paul Bildstein, Josef Dom, Guido Handschuh, Max Grab, Hans Ilg, Reinhold Gäbele, Franz Schöttle, Georg Grab, Hans Miehle, Georg Stöhr und Karl Renn. Bei dieser Zusammenkunft wurde ein vorläufiger Ausschuss gewählt. Zum Schützenmeister wurde Paul Bildstein, zum Schriftführer und Kassier Karl Renn bestimmt. Der vorläufige Ausschuss bestand zunächst aus Josef Dom, Max Grab, Guido Handschuh und Franz Schöttle. Dieser vorläufige Ausschuss beschloss, dass die erste ordentliche Mitgliederversammlung zum 06.04.55 in der Gastwirtschaft "Sonne" in Munderkingen einberufen werden sollte. In dieser Vollversammlung wurde eine Vereinssatzung beschlossen und Neuwahlen durchgeführt. Ottmar Ehrhart wurde zum 1. Schützenmeister und Vorsitzenden des neuen Vereins, Sonnenwirt Paul Bildstein zum 2. Schützenmeister und Stellvertreter gewählt. Josef Rummel übernahm das Amt des Kassiers, Karl Renn das des Schriftführers. Auf Hans Miehle und Helmut Walk wurden die Aufgaben des sogenannten Waffenwarts übertragen. Max Grab, Guido Handschuh, Josef Dom, Franz Schöttle und Hans Heß wählte man in den Ausschuss. Die Aufnahme der Schützengilde Munderkingen e.V. in den Württembergischen Landessportbund erfolgte am 01.11.1956.
Von Beginn an verfolgte man das ehrgeizige Vorhaben, ein eigenes Schützenheim zu errichten. Mit Unterstützung der Stadt fand sich im Gewann „Schafberg“ ein geeignetes Gelände. Direkt an der Straße nach "Luppenhofen“ gelegen, schien dieser Ort mit beschaulichem Blick über den Donaubogen und das Algershofer Ried, der ansehnlichste Platz für den Bau eines neuen Schützenhauses zu sein. Der erste Spatenstich erfolgte am 07.04.1955. Um den Bau der neuen Schützenstätte auch auf ein rechtlich sicheres Fundament zu stellen, wurde zwischen der Stadt Munderkingen, vertreten durch den damaligen Bürgermeister Rist und der Schützengilde, vertreten durch Ottmar Ehrhart und Paul Bildstein, ein überlassungsvertrag mit einer Laufzeit von zunächst 20 Jahre geschlossen.
Obwohl kaum finanzielle Mittel zur Verfügung standen, wurde mit großem Idealismus an der Vollendung des ersten Bauabschnittes gearbeitet. Der Dachstuhl konnte bereits am 26.03.1956 aufgerichtet werden. Das offizielle Richtfest erfolgte dann am Abend des 04.04.1956 im Gasthaus „Sonne“. Ein weiteres Jahr später, am 01.04.1957, konnte die feierliche Eröffnung der vorab fertig gestellten Schützenstube erfolgen. Allerdings sollte sich die Vollendung des 2. Bauabschnittes, welcher im Besonderen die Schießanlage umfasste, bis in die frühen 60iger-Jahre hinziehen. Am 01.08.57, noch vor Abschluss der Bauarbeiten, wurde die Vereinsführung in die Hände von Paul Bildstein gelegt. Sein Stellvertreter wurde Gerhard Gamp. Paul Bildstein führte die Gilde erfolgreich bis zur 6. Jahreshauptversammlung am 08.01.1960.
Schließlich übernahm Heiner Hänle 1960 die Vorstandsgeschäfte von Paul Bildstein. Zum 2. Vorstand wurde Josef Kaspar gewählt. Mittlerweile war der Verein auf 85 aktive und passive Mitglieder angewachsen. Im Jahre 1963 stiftete Ottmar Erhart eine Vereinsfahne. Die Fahnenweihe verband man mit der endgültigen und offiziellen Inbetriebnahme der neuen Schießanlage. Die kirchliche Segnung von Fahne und Schießstätte erfolgte am Pfingstsamstag, den 1. Juni 1963 durch Herrn Stadtpfarrer Friedrich Mahlenbrey.
Bereits 2 Jahre später stand schon das 10-jährige Jubiläum der Gilde vor der Tür. Es wurde mit einem Preisschießen am 03.10.1965 begonnen und im Verlauf eines Festaktes im „Cafe Knebel“ am 10.10.1965 gebührend gefeiert. Unter der Führung von OSM Heiner Hänle erlebte die Schützengilde nun eine weitere wesentliche Entwicklung. Die schießsportlichen Leistungen verbesserten sich laufend. Voraussetzung hierfür war die kontinuierliche Erweiterung und Verbesserung der Schießanlage. So folgten 1967 der Ausbau des KK-Standes und die Erstellung neuer Hoch- und Seitenblenden in Holzbauweise. Ab 1969 stellte die Stadtverwaltung dem Verein auf Anfrage hin im „Alten Spital" einen zusätzlichen Schießraum mit 5 Schießbahnen und zugehörigem Aufenthaltsraum zur Verfügung. Bislang ruhte das Schießtraining in den kalten Wintermonaten, da im regulären Schützenheim keine ausreichende Heizung eingebaut war.
Durch die Stromanbindung des Schützenhauses im Mai 1971 war es von nun an auch möglich, die Schießanlagen nach und nach zu automatisieren. Im Vorgriff war 1970 bereits mit dem Bau eines modernen elektrischen Pistolenstandes - damals der erste seiner Art im Schützenkreis Ehingen – begonnen worden. Bis zu dessen Fertigstellung, ein Jahr später, leisteten die Schützen in diesem Zusammenhang 5237 Arbeitsstunden. Die endgültige Freigabe des Pistolenstandes erfolgte durch das Landratsamt Ehingen erst mit Bescheid vom 02.05.72, nachdem von den Beamten bei der Schießstandbegehung am 26.10.71 noch weitere sicherheitstechnische Nachbesserungen eingefordert wurden. Die feierliche Einweihung des neuen Schießstandes erfolgte am Samstag, den 03.06.1972 - am 04.06.1972 und 11.06.1972 fand das offizielle Eröffnungsschiessen statt.
1975 wurden die ersten beiden von insgesamt 3 vorhandenen KK-Scheibenzuganlagen auf elektrischen Antrieb umgebaut. In gleichem Zuge versah man das Schützenhaus unter großem finanziellem Aufwand mit einer neuen Dacheindeckung, erneuerte die Außenfassade und gestaltete den Innenraum gastlicher. Darüber hinaus fügte man auf der Nordseite zu den sechs bestehenden Ständen für Luftdruckdisziplinen drei weitere 10 Meter Schießstände in einem separaten Anbau hinzu. Alle diese Arbeiten konnten schließlich noch im Jahr 1977 zum Abschluss gebracht werden.
Bei der Hauptversammlung am 10.06.1977 zwangen gesundheitliche Gründe den beliebten Oberschützenmeister Heiner Hänle, sein Amt in jüngere Hände zu legen. Heiner Hänle erhielt an diesem Abend verdienter Weise durch seinen Nachfolger Josef Kaspar die Ernennung zum Ehrenoberschützenmeister überreicht. Am 26. September 1977 erlag er allzu früh seinem schweren Leiden. Er wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme zu Grabe getragen. OSM Kaspar steckte fortan neue Ziele. So wurde im Jahre 1979 damit begonnen, die KK-Anlage von drei auf sechs Stände zu erweitern. Die Stände 5 und 6 wurden hierbei auf 100 Meter verlängert. Künftig sollten hier variabel Kleinkaliberdisziplinen auf Entfernungen zwischen 50 Meter und 100 Meter geschossen werden können. Die behördliche Freigabe der 100 Meter Kleinkaliber-Bahnen erfolgte im Sommer 1982.
Um auch den Belangen zahlreicher Jäger in den Reihen der Gilde Rechnung tragen zu können, wurde von Anfang auch das Ziel verfolgt, auf beiden 100 Meter-Bahnen das Schießen ohne Kaliberbegrenzung zu ermöglichen.
Nach Erstellung unzähligen Schallgutachten gelang es schließlich auch dieses Vorhaben zu verwirklichen. Am 21.03.1985 hielt man endlich die ersehnte behördliche Genehmigung zum Schießen mit Großkalibergewehren in Händen. Bis dahin waren wiederum 3759 Arbeitsstunden für den Umbau der Standanlage aufgewendet worden.
In die Zeit des Standumbaues fiel das 25-jährige Vereinsjubiläum. Sie war unter die Schirmherrschaft von Staatssekretär Ventur Schöttle gestellt worden. Sämtliche Schützenvereine der Umgebung waren zum Jubiläumsschießen nach Munderkingen eingeladen worden. Die Wettkämpfe fanden vom 03.09. bis 19.09.1980 statt. Es galt einen oder mehrere der wertvollen Sachpreise zu erringen. Diese stammten zu einem großen Teil aus großzügigen Spenden von Munderkinger Geschäften bzw. Gewerbebetrieben.
Im Rahmen des Jubiläumsabends in der Munderkinger Donauhalle standen am Samstag, den 20.09.1980 unter Mitwirkung der Stadtkapelle, des Liederkranzes und der Jagdhornbläser aus Ehingen Ansprachen und Ehrungen auf dem weiteren Programm.
Am Sonntag folgte in der Donauhalle ein morgendlicher Festgottesdienst mit anschließendem Frühschoppen, Mittagessen und Nachmittagsunterhaltung. Die Preisverteilung aus dem Jubiläums-Preisschießen in den Vorwochen schloss sich daran an. Die Festlichkeiten fanden abends mit einer Tanzveranstaltung ihren harmonischen Ausklang.
Am 26.02.1983 wählte man Wolfgang Garbaciok im Verlauf der 29. Jahreshauptversammlung zum Nachfolger von Josef Kaspar, nach dem letzterer sich nicht mehr zur Wiederwahl stellen wollte. Ihm überreicht OSM Garbaciok verdientermaßen die Ernennungsurkunde zum Ehrenoberschützenmeister.
Unter der Amtszeit von Wolfgang Garbaciok erfolgte zunächst die Verwirklichung eines lange gehegten Wunsches - dem Anschluss des Vereinsheimes an die öffentliche Wasserversorgung. Durch das Entgegenkommen der Gemeinde Hausen a.B. und deren Bürgermeister Karl Traub konnte im Frühjahr 1984 schließlich eine Wasserleitung vom Hochbehälter Gemeinde Hausen a.B. zum Schützenheim gelegt werden.
In der außerordentlichen Jahreshauptversammlung vom 07.04.1984 erging der fast einstimmige Beschluss zur Errichtung eines neuen Vereinsheims. Wenige Wochen später war das alte Schützenhaus bereits teilweise abgebrochen. Stark ansteigende Mitgliederzahlen und veränderte Anforderungen an eine zeitgemäße Sportstätte bedingten den Neubau eines größeren und schöneren Schützenhauses.
Die Bauleitung wurde von Architekt Wolfgang Assfalg wahrgenommen. Man hatte sich mittlerweile darauf geeinigt, neben einer größeren Schützenstube eine kleine Küche, einen Getränkelagerraum, zwei Toilettenräume, einen Putzmittel-/Heizraum sowie eine Büro-/Auswerteraum zu schaffen. Im Kellergeschoss sollte der Einbau von 15 elektrisch betriebenen LG-/LP-Scheibenzuganlagen erfolgen.
Zum Abschluss der Bauarbeiten, drei Jahre später, empfing man erneut eine große Zahl von Freunden und Gönnern der Gilde in der festlich geschmückten Donauhalle. Dem Festakt schloss sich am Sonntag, den 23.08.1987 ein „Tag der offenen Tür“ im neuen Schützenheim an. Zum Schutze vor unliebsamen Besuchern erfolgte im neuen Vereinsheim schließlich auch der Einbau einer Alarmanlage. Dies erforderte zwangsläufig 1985 auch den Anschluss an das öffentliche Fernsprechnetz.
Bereits 1986 flocht man erstmals freundschaftliche Bande zu einem Schweizer Militärschützenverein in Wil. Diese Freundschaft hat bis heute Bestand und wurde in jährlichen Treffen gefestigt. Der erste Besuch der Eidgenossen in Munderkingen erfolgte am 17./18.10.1987.
Vom 15. bis 21.08.1987 wurde probeweise ein Jedermannschießen angeboten. Der Schießsport sollte mit diesem Angebot einer breiteren Öffentlichkeit in Munderkingen nahe gebracht und jugendliche Nachwuchsschützen geworben werden. Nachdem man mit dieser Einladung auf sehr große Resonanz gestoßen war, hat das Jedermannschießen bis heute einen festen Platz im Jahresprogramm der Schützengilde gefunden.
Im Verlauf der 35. Jahreshauptversammlung am 18.02.1989 trat Wolfgang Garbaciok aus beruflichen Gründen vom Amt des Oberschützenmeisters zurück. Die Versammlung wählte Josef Frasch zu seinem Nachfolger.
Die Amtszeit des rührigen OSM Frasch war zunächst vom ebenso kontinuierlichen wie konsequenten Abbau des damaligen Schuldenberges geprägt. Trotz großer finanzieller Hemmnisse setzte Josef Frasch in dieser Zeit zahlreiche neue Eckpunkte im Vereinsleben der Schützengilde Munderkingen.
Am Wochenende des 30.11. bis 01.12.1991 wurde erstmals eine Metzelsuppe im Schützenhaus angeboten. Sie findet bis heute großen Anklang in der gesamten Umgebung.
Höhepunkt des Jahres 1992 war die 1200-Jahrfeier der Stadt Munderkingen. Dieses Jubiläum war für uns Verpflichtung genug, am Festzug mit einer großen Fußgruppe in historischen Gewändern, Magistratsbeamte und Patrizier darstellend, mitzuwirken. Im Verlauf vieler Arbeitsstunden war zuvor ein Modell des im 19. Jahrhundert geschleiften „Oberen Tor-Turms“ nachgebildet worden um dieses dann am Jubiläumstage auf einem Festwagen durch die Stadt zu ziehen.
Am 28.01.92 überließ die Stadtverwaltung der Schützengilde eine reparaturbedürftige Salutkanone aus den 1920iger-Jahren. Nach ihrer Reparatur, konnte fortan wieder an alte, fast in Vergessenheit geratene Traditionen angeknüpft werden. Seither sind am 1. Mai, an Fronleichnam und bei zahlreichen anderen Anlässen wieder die früher obligaten Böllerschüsse weithin zu vernehmen.
Eine große Herausforderung für die Gilde war das 40. Vereinsjubiläum im Jahre 1995. Es lieferte den feierlichen Rahmen für die Vorstellung der neuen Vereinsfahne. Das auf Entwürfen von Hellmut Lang beruhende Vereinsbanner konnte rechtzeitig fertig gestellt werden. Es war auf maßgebliches Betreiben von OSM Frasch hin geschaffen worden. Ihre Weihe erhielt die Fahne am Sonntag, den 11.06.1995 im Rahmen eines ökumenischen Festgottesdienstes in der Stadtpfarrkirche St. Dionysius.
Nachmittags folgte der feierliche Fahneneinmarsch in das Sommerfest-Bierzelt auf der städtischen Festwiese. Leider musste der geplante Festzug durch die Stadt seinerzeit witterungsbedingt entfallen. Es schloss sich ein offizieller Festakt mit Ansprachen, Ehrungen und Ausgabe der üblichen Fahnenbänder an. Tags zuvor hatte auf dem Festplatz bereits ein Jedermannschießen mit dem Luftgewehr zur Ermittlung des Stadtmeisters geführt. In der Zeit vom 18.02.95 bis zu Beginn des Jahres 2000 wurden auf der Nordseite der Schießanlage ein Geräteraum und ein neuer 10 Meter Schießstand „Laufende Scheibe“ angebaut. Der ehemalige hölzerne Stand für Luftdruckwaffen aus dem 1975 wurde abgerissen. Die Arbeiten zogen sich über einen recht langen Zeitraum hin, da zwischendurch andere dringende Aufgaben anstanden. So musste auf Grund behördlicher Auflagen im Frühjahr 1997 die Pistolenstandüberdachung verlängert werden. Ferner waren Schallschutzmaßnahmen, eine überdachung der KK-Geschossfänge und eine Totalrenovierung der Terrasse zu leisten.